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vom
30.11.22
Wie navigiert man auktionsgetriebene Märkte? Rohrkrepierer sind meist selbstverschuldet: Eine Reise über Stopp-Kurse und Abstauber-Limits für langfristige Investoren.
Der Aktienmarkt ist im Gegensatz zu fast allen anderen Märkten auktionsgetrieben. Der Meistbietende erhält den Zuschlag und der letzte Transaktionspreis definiert den aktuellen Wert. Unser natürliches Gemüt ist nicht auf eine diese Dynamik gepolt. Das führt zu Unter- und Übertreibungen in den Bewertungen. Dies wird sich trotz zunehmendem Einsatz von Algorithmen auch in Zukunft nicht ändern.
Stopps sind für Händler und Spekulanten unabdingbar. Der Grund ist simpel: Sie können falsch liegen oder die Wertentwicklung kann aus anderen Gründen in die Gegenrichtung ausschlagen. Sie schützen sich mit Stopps vor der permanenten Vernichtung Ihres Kapitals, da Sie nur sehr kurzfristig agieren. Wie kontraproduktiv diese Vorgehensweise hingegen für den langfristigen Anleger ist, zeigt das folgende Beispiel:
Hippe Stadtviertel entstehen in der Regel aus ranzigen Quartieren. Kreative und alternative Köpfe verfügen oft über begrenzte finanzielle Ressourcen (die Gründe hierfür sind vielseitig) und sind dadurch gezwungen, in ebendiesen Stadtteilen zu leben. Gleichzeitig werten sie die Viertel mit Street Art, coolen Cafés und dem generellen «Vibe» auf. Nun wissen Sie von einem solchen Viertel und dass die Kriminalität langsam aber sicher durch die Regierung vertrieben wird. Weiter erfahren Sie aus glaubwürdiger Quelle, dass eine zusätzliche U-Bahn-Station in Planung ist und dass Starbucks, mit bekanntlich hervorragendem Riecher für aufkommende Stadtteile, die Eröffnung einer ersten Filiale anstrebt. Interessanterweise haben sich die Preise am Immobilienmarkt kaum bewegt und Sie erwerben ein Stadthaus inklusive Grundbesitz. Nun beauftragen Sie Ihren Makler, Ihnen täglich eine Neubewertung Ihrer frisch erworbenen Immobilie zu übermitteln. Der Preis bleibt während den kommenden Tagen unverändert. Vielleicht ist er drei Wochen später zwei Prozent höher oder tiefer – ist ja auch egal. Sie beauftragen eine Investment Bank, das Haus zu verbriefen und die Anteile an der Börse zu listen: Die Volatilität schiesst hoch, kleinste Handelsvolumina verziehen den Kurs und die Marktkapitalisierung Ihrer Immobilie fällt um satte 30%. Währenddessen ist die U-Bahn Station im Bau, die Zinsen gesunken, Starbucks hat die erste Filiale eröffnet und plant bereits die zweite. Sie empfinden das Risiko aufgrund der immensen Wertschwankung nun doch als zu gross, setzen nach 40% Verlust einen Stopp-Loss, der mit ordentlich Slippage ausgeführt wird und haben damit die Hälfte Ihres Kapitals verloren.
Jeder rational denkende Mensch würde einen anderen Denkprozess anwenden: Obwohl sich der Markt gegen einen entwickelt, bleibt der unterliegende Investment Case nicht nur intakt, sondern entwickelt sich positiv. Ergo nehmen die Risiken ab und die Chancen zu, je weiter der Preis fällt. Der Markt wird die Entwicklung des Viertels bald nicht mehr verkennen können und drehen müssen.
Platzieren Sie in unserem Beispiel stattdessen Abstauber-Limits bei sechzig, fünfzig und vierzig Prozent des ursprünglichen Wertes, profitieren Sie von der Irrationalität. Doch auch damit lassen Sie unnötig Geld auf der Theke liegen: Sie könnten Put-Optionen schreiben, über welche Sie denselben Effekt erreichen – mit dem feinen Unterschied, dass Sie dafür eine Prämie kassieren. Beispiel:
Eine Aktie steht bei $100, Sie verkaufen das Recht (Put-Option), diese in zwei Monaten (Laufzeit) für $90 (Strike) zu kaufen und erhalten dafür $2 (Prämie). Sie sind die Position short, weil Sie beim Käufer in der Schuld stehen. Dieser wird die Option aber nur dann ausführen, wenn der Kurs unter dem Strike liegt. Die Differenz ist sein Gewinn und ihr Verlust. Die Aktie fällt per Laufzeitende auf $85 und Sie müssen diese für $90 kaufen. Unter dem Strich haben Sie die Aktie für $88 gekauft (Strike minus Prämie). Da Sie diese aber so und so mit einem Abstauber-Limit von $90 gekauft hätten, stehen Sie nun besser da. Steigt die Aktie auf $105, wäre ihre Limit-Order nicht ausgeführt worden (Gewinn von $0) und die Option wertlos verfallen (Gewinn von $2).
Folgen Sie nicht blind der Herde, sondern überlegen Sie, wofür die einzelnen Werkzeuge gut sind, und setzen Sie sie gezielt ein. Unsere Beispiele zeigen, dass Sie als langfristiger Investor a) ein dickes Fell benötigen, b) solche Rohrkrepierer unbedingt zu vermeiden haben, c) Ihr Risiko mit zunehmender Volatilität nicht steigt, sondern fällt und d) das Platzieren von Abstauber-Limits fürstlich entlöhnt werden kann.
PS: Die Position lösen Sie auf, sobald Ihr Investment Case gerissen ist – egal, ob Sie vorne oder hinten liegen.
Diese Strategie verfolgen wir zusammen mit diversen Fonds-Gesellschaften und bieten mit unserem Investment-Portal alphaNovum eine einfach umzusetzende Möglichkeit an, dies mit Blue Chips umzusetzen.
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